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Wenn mir jemand in Bereich Home Hifi mit dem Begriff „Monitor“ kommt, muss ich üblicherweise schmunzeln. Denn selten haben solche Lautsprecher ernsthaft etwas mit den Monitorlautsprechern zu tun, die in Tonstudios als Abhörlautsprecher dienen. Im Fall der JBL 4305P ist das etwas anders.
JBL hat in Sachen Monitor-Lautsprecher eine lange Tradition und einen erstklassigen Ruf. Legendär sind etwa die Monitore der 4er Baureihe, die JBL in den 1980er und -90er Jahren auf den Markt brachte. Charakteristisch für diese Lautsprecherserie waren die mit amerikanischem Nussbaum furnierten Gehäuse und die blaue Schallwand, auf der sich große Tief(mittel)töner den Platz mit üppigen Mittel-Hochton-Hörnern und beeindruckenden Bassreflexrohren streitig machten. Aktuell setzen die Monitore der Serie 7 oder gar der große M2 aus der professionellen Schiene von JBL sowohl hinsichtlich des Klanges als auch was die eingesetzte Technik betrifft die Maßstäbe in den Tonstudios dieser Welt. Bei den JBL 4305P hat JBL Anleihen sowohl aus der Vergangenheit wie aus der Gegenwart der professionellen Studiotechnik genommen.
Design
Auffällig ist das Design der JBL 4305P, das ganz offensichtlich Elemente „klassischer“ JBL Studiomonitore wie etwa dem 4425 zitiert. Die Gehäuse der JBL 4305P gibt es in Nussbaum, die Schallwände erstrahlen im charakteristischen JBL Blau und sind mit einem Horn und einem Tiefmitteltöner, unter dem sich zwei Bassreflexöffnungen drängen, bestückt. Wer das zu klassisch findet, bekommt die JBL 4305P auch mit schwarzem Furnier. Dann ist die abnehmbare Frontbespannung, die bei der Nussbaum-Version dunkelblau ist, ebenfalls schwarz gehalten. Klar ist hier alles deutlich kleiner als bei den großen Studiomonitoren. Mit den Abmessungen 336 x 210 x 223.3 mm (HxBxT) sind die JBL 4305P absolut wohnzimmertauglich.
Lautsprechertechnik
Dass bei diesen Abmessungen im Tiefmittelton keine Zwölfzöller zum Einsatz kommen können, versteht sich von selbst. Die in den JBL 4305P eingesetzten Chassis haben einen Durchmesser von 5,25 Zoll. Mit ihren Papiermembranen mit eingeprägten Versteifungsringen sowie den stabilen Gusskörben erinnern die kleinen Chassis in einem erstaunlich hohem Maß an die großen Pappen, die in den legendären Studio- Monitoren zum Einsatz kamen. Auch die in den JBL 4305P eingesetzten Hörner sind ernst zu nehmen. Wohl kaum ein Hersteller von Lautsprechern hat so viel Erfahrung in Sachen Mittel- und Hochtonhörner wie JBL. Die Hörner der JBL 4305P übernehmen zusammen mit einem ein Zoll Kompressionstreiber den Frequenzbereich ab 1.750 Hertz. Dem Horn obliegt also die Wiedergabe eines ernst zu nehmenden Teils des Audio-Frequenzspektrums. [IMG3-50]
Digitaltechnik
Dem Stand der gegenwärtigen JBL Studiotechnik entspricht die eingebaute Elektronik – hier natürlich in einer für dem Heimanwender optimierten Ausführung. Die Treiber werden von separaten Class-D-Endstufen angetrieben. Im Tiefmittelton stehen 125 Watt zur Verfügung, im Hochton 25 Watt. Die Funktion der Frequenzweiche übernimmt ein DSP (Digital Sound Prozessor), der vermutlich auch die Frequenzgänge der Chassis optimiert.
Konnektivität
Die JBL 4305P bieten zahlreiche digitale Schnittstellen. Alle Anschlüsse sind in der Master Box konzentriert, die zweite Box bekommt ihr Signal entweder per Kabel (Digital Link, ein 2,5 m langes Kabel liegt bei) oder per Funk von dieser zugespielt. Per Kabel liegt die Auflösung bei 24 Bit / 192 kHz, drahtlos bei 96 kHz. Ob die Master Box die linke oder die rechte sein soll, lässt sich mithilfe eines kleinen Schalters umstellen.
An Digitaleingängen gibt es einen USB-B Anschluss, über den ein Computer oder Musikserver unmittelbar an die JBL 4305P angeschlossen werden kann. Um ein externes CD-Laufwerk oder einen Fernseher anzuschließen, steht ein optischer TOSLINK-Anschluss zur Verfügung.
Daneben kann man die JBL 4305P ins heimische WiFi einbinden und drahtlos Musikdaten zustreamen. Dazu reicht ein Smartphone oder Tablet, auf dem eine geeignete Streaming- Software läuft. Von Hause aus verstehen sich die JBL 4305P mit Spotify, Apple AirPlay, und Googles Chromecast. Wer die Lautsprecher lieber per Kabel ins heimische Netz einbinden möchte, kann das über den Ethernet-Anschluss tun. Nützlicher Nebeneffekt: haben die Lautsprecher eine Internetverbindung, können darüber auch zukünftige Updates eingespielt werden. Zuletzt können die JBL 4305P auch per Bluetooth mit Tablet oder Smartphone verbunden und so mit Musikdaten versorgt werden. Dazu steht Bluetooth Version 5.1 zur Verfügung.
Analoge Anschlüsse
Auch analoge Signale, etwa von einem Vorverstärker oder einem analogen Quellgerät, nehmen die JBL 4305P entgegen. Dazu stehen ein Paar 1/4-Zoll- Klinke/XLR-Kombi-Anschlüsse zur Verfügung, wie sie im professionellen Umfeld üblich sind. Ganz professionell lässt sich hier auch die Eingangsempfindlichkeit umschalten. Wer es weniger professionell angehen lassen will, findet auch eine Eingangsbuchse im 3,5-mm- Klinkenformat. Falls jemand einen mobilen Player in Verbindung mit den JBL 4305P betreiben will, kann den sogar an einer USB-A Buchse mit Strom versorgen.
Bassanpassung
Zuletzt kann man den JBL 4305P in Sachen Bass auf die Sprünge helfen. Dass heißt, einerseits kann man den Bass per Schalter zurücknehmen, etwa, wenn die JBL 4305P in einem Regal, auf einem Sideboard oder an anderen Positionen stehen, wo der Bass durch nahe Begrenzungsflächen sonst überhöht wäre; andererseits gibt es einen analogen Subwoofer-Anschluss, sodass man den Boxen im Bedarfsfall auch externe Bassunterstützung angedeihen lassen kann.
Bedienung
Die Bedienung der JBL 4305P kann an den Reglern auf der Front der Master- Box erfolgen oder über die mitgelieferte Fernbedienung. Neben den Grundfunktionen – Lautstärker und Eingangswahl – erlauben Regler an der Box und die Fernbedienung jeweils zusätzliche Bedienmöglichkeiten. Während man an den Drück/Drehreglern der Master- Box noch systemspezifische Einstellungen vornehmen kann, kann die Fernbedienung etwa noch die Player-Steuerung übernehmen.
Klang
Aufstellung und Einrichtung der JBL 4305P in unserem Hörraum entpuppten sich als erfreulich unkompliziert. Zum Test haben wir ein verkabeltes Setup gewählt, da hier die höchsten Datenraten und damit die maximale Klangqualität gewährleistet sind. Die Vorstellung, die die hübschen kleinen Boxen hier abliefern, war mehr als beeindruckend. Das sind definitiv keine netten Retro-Design Spielzeuge, das ist richtig ernstes HiFi, das ganz nebenbei noch cool designt ist!
Unser Hörraum ist deutlich größer als ein übliches Wohnzimmer und bietet mit 4 Metern Deckenhöhe ordentlich Volumen. Und diese vergleichsweise kleinen Lautsprecher rockten die Bude so locker, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Es ist absolut beeindruckend, was moderne Chassis- und Verstärkertechnik im Zusammenspiel mit moderner DSP-Elektronik so anrichten kann.
Im Bass geht es tief runter. JBL gibt 45 Hertz als untere Grenzfrequenz an. Nimmt man den -10-dB-Punkt als Grenzwert, was unter normalen Hörraumbedingungen absolut realistisch ist, stimmt das mit unseren Messungen überein. Ebenfalls hörbar ist, dass die kleinen Lautsprecher im Bass auch bei hohen Pegeln sehr stressfrei spielen. Unsere Verzerrungsmessungen zeigen vorbildliche Werte, und das hört man. Ein kleiner Kritikpunkt könnte sein, dass der Bass der JBL 4305P etwas weicher ist. Die kleinen Chassis müssen viel Hub machen, um die Bassenergie in den Hörraum zu pumpen, das macht sich bemerkbar. Große zwölf oder 15 Zoll Chassis haben deutlich weniger Probleme, einen knochentrockenen Bass zu liefern. Trotzdem – was die JBL 4305P hier bieten ist einfach nur beeindruckend und klingt super.
In den Mitten machen die JBL 4305P eine klare Ansage. Sie spielen hoch dynamisch, die Auflösung ist sehr hoch. Der Frequenzgang ist fast wie mit dem Lineal gezogen, das Rundstrahlverhalten beeindruckend und das alles mündet in einer sehr klaren, nach vorne gerichteten Wiedergabe, wie sie für Monitorlautsprecher typisch ist. Das klingt direkt, unmittelbar und absolut beeindruckend. Die klare, saubere Diktion der JBL 4305P zieht sich bis in den Hochton. Hier machen die Boxen eine exakte Ansage und klingen sauber und transparent. Schärfen? Fehlanzeige! JBL demonstriert einmal wieder, dass Hörner definitiv sauber und neutral klingen können.
Die Abbildung wirkt, ebenfalls monitorhaft, etwas größer. Dabei sind die Räumlichkeit und die Lokalisationsschärfe extrem gut. Die Tiefe der Bühne ist etwas weniger stark ausgeprägt als bei anderen Lautsprechern. Das liegt allerdings vor allem daran, dass die JBL 4305P linealglatt abgestimmt sind. Mit freundlichen Senken im Präsenzbereich kann man einen tieferen Raumeindruck erwecken, JBL verzichtet bei den 4305P auf solche Tricksereien.
Mit den JBL 4305P zeigt JBL, wie modernes HiFi heutzutage funktioniert. Letztendlich reichen die JBL 4305P, ein Heimnetz – egal ob verkabelt oder per WiFi - und ein beliebiges Gerät, das in der Lage ist, die JBL 4305P mit Musikdaten zu versorgen. Dazu reicht im Zweifelsfall ein Smartphone mit Streaming-App. Und dann kann man mit den JBL 4305P extrem guten Klang auf echtem Monitor-Niveau erleben.
Kategorie | Aktivlautsprecher |
Produkt | 4305P |
Hersteller | JBL |
Preis zum Testzeitpunkt | 2200 € |
Webseite | https://www.harmanluxuryaudio.com |
Getestet von | Dr. Martin Mertens |
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